In einer großen österreichischen Tageszeitung las man vor kurzem folgendes:
In Penzing waren unabhängig voneinander ein achtjähriger Bub und ein zehnjähriges Mädchen ohne auf den Verkehr zu achten auf die Straße gegangen. 
Welche Botschaft wird damit – gewollt oder ungewollt – transportiert? Suggeriert uns die Meldung, dass Kinder auf der Straße nicht aufpassen und es demnach unverantwortlich ist, sie alleine dem Straßenverkehr auszusetzen?

Kinder fallen aus dem Vertrauensgrundsatz. Richtig. Und gleichzeitig ist es wichtig, sie zu aktiven VerkehrsteilnehmerInnen zu erziehen, anstatt sie auf den Rücksitz der Elterntaxis zu verbannen. Bei unreflektierter Berichterstattung entstehen also falsche Bilder.

Die Idee, die Medien transportieren sollten, ist die einer kindergerechten Stadt.
Stimmen die Parameter, sodass Kinder mit 8 Jahren ihre Alltagswege sicher und selbstständig zurücklegen können, dann trifft das auch auf 80-Jährige zu. Auch für sie wird eine kindergerechte Stadt zum Vorteil.
Wie kann man sich eine kindergerechte Stadt vorstellen?

Temposchutz

Alltagswege – zum Kindergarten, zur Schule, zum Hausarzt, zum Nahversorger sollen in sicheren Tempo-30-Zonen stattfinden. Nicht bloß am Verkehrsschild, sondern im echten Leben.

Das Schulumfeld als erweitertes Klassenzimmer und Bewegungsraum

Kinder leiden an akutem Bewegungsmangel während der Schulzeit, die Schule an akutem Mangel an Bewegungsräumen. Die Frage liegt auf der Hand: Warum nicht den Schulvorplatz umfunktionieren? Schulstraßen – wie im 2. Bezirk in der Vereinsgasse – sind ein erster Schritt in diese Richtung, autofreie Vorplätze – wie in der Schulgasse im 18. Bezirk – ein weiterer. Um wie vieles größer ist der Benefit von 200 laufenden, aktiven, wachen und fröhlichen Kindern im Vergleich zu acht geparkten Autos?

Aufenthaltsqualität

Es braucht mehr Orte mit freien Sitzgelegenheiten ohne Konsumzwang, wo Menschen in positive Interaktion treten, sich Kinder zum Spielen treffen (es muss nicht immer ein Spielplatz sein), ältere Menschen verweilen oder mit Einkaufstaschen kurz rasten können.

Genau dafür setzen wir uns bei geht-dochein, für eine kindergerechte Stadt, denn die kommt allen Menschen, die in Wien leben, zugute!

Links:
geht-doch.wien

Autorin:
Hanna Schwarz, Obfrau, geht-doch.wien – die Fußgängerlobby Wiens

Header-Bild: Mobilitätsagentur Wien/Christian Fürthner.


Ein Thementisch beim Forum im Park widmet sich diesem wichtigen Thema: Sicherheit und Bewegungsraum für Kinder im öffentlichen Raum.