Wir StadtbewohnerInnen sollten dem dänischen Architekten und Stadtplaner Jan Gehl dafür danken, dass er sich von Anfang an mit seiner Agenda für einen lebenswerten, sozialen und unterhaltsamen Raum von der Menge abgehoben hat. Damit ist er mittlerweile im Mainstream angekommen. Er ist verspielt und erfrischend, immer richtig. 

Die zwei Geschwindigkeiten im Titel entsprechen der durchschnittlichen Geh- und Fahrgeschwindigkeit, wobei sich natürlich viele FahrerInnen im Zuge der verstopften Metropolen deutlich langsamer fortbewegen. 

Jan Gehl bezeichnet Venedig als eine 5 km/h Stadt, da sie in einer Zeit entworfen wurde, in der es noch keine Autos gab und in der das Leben langsamer war. Viele nordamerikanische Städte sind dagegen Beispiele für 60 km/h Städte, gebaut für Autos - mit wenig Lebensqualität für die Menschen, die dort leben. 

Gehls Hauptidee ist, dass 5 km/h Städte sich gut dazu eignen, durch sie zu spazieren, weil sie sehr detailreich sind, Dinge auf einem sehr humanistischen Level präsentieren, kleine Plätze haben und nicht gehetzt wirken. Kleinteiligkeit entspannt uns. Monotonie hingegen lässt uns schneller gehen - ihr wollen wir entfliehen. Die Wiener Innenstadt ist ein 5 km/h Ort oder auch Straßen, wie die Lange Gasse in der Josefstadt und viele Straßen von Grinzing. Manche der  Vororte Wiens sind 60 km/h Orte und voll mit Autos. 

Die 5 km/h Stadt in Aktion in Wien Favoriten. Bild: ©MA18/Christian Fürthner.

Neuere Städte und manche neuen Stadtteile sind ebenfalls oft vollgestopft mit Autos und werden deshalb weniger detailreich gestaltet. Sie entstehen aus schnellen Ideen heraus, häufig mit lauter Werbung und ohne jeglichen Scharfsinn. Ihr öffentlicher Raum wird in größerem Maße und einfacher gestaltet, um ihn innerhalb von Sekunden verstehen zu können. FußgängerInnen werden fast unsichtbar für AutofahrerInnen. In solchen Räumen unterwegs zu sein, ist uninteressant und ermüdend und gefährlicher. 

Das Leben zu verlangsamen, reduziert nicht nur Stress, sondern ist auch eine Bereicherung an Optimismus, Kreativität, besseren Beziehungen und mehr Zeit zum Analysieren und Antizipieren. Die Straße ist nicht nur ein Ort, den Leute durchfahren, sondern auch ein Ort, an dem sich Menschen treffen - wirklich begegnen - können. 

Mithilfe folgendem Link könnt ihr die Fußgängerfreundlichkeit Eures Zuhauses messen. Gebt einfach Eure Postleitzahl ein: www.walkscore.com

Autor:
Eugene Quinn, Kurator #kommraus – Forum Öffentlicher Raum

Bilder: spaceandplace.at


Und wenn ihr die Lebensqualität Wiens selbst erleben und entdecken möchtet, dann kommt mit raus - wir laden Euch zu unserem 5km/h Spaziergang ein: Warum hat Wien die höchste Lebensqualität der Welt? am 18. Mai um 10 Uhr